Betty Liu: Innovation aus China – das nächste Ding!
Betty Liu, Journalistin
Entlehnen, aber nicht „kopieren“.
Upgraden, aber nicht denselben Fehler begehen.
Landläufig herrscht nach wie vor die Vorstellung, dass China ein Land ist, wo alles „Shanzhai/Kopie“ ist. Auch der jüngste Film des Schweizer Regisseurs Jürg Neuenschwander scheint sich auf den ersten Blick mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Aber in Wirklichkeit ist es ein Film über die chinesischen Maker, die vor Hoffnung und Inspiration nur so sprühen. Der Regisseur wirft einen sehr unvoreingenommenen, offenen Blick auf die Kultur, Gesellschaft, Geschichte und Wirtschaft, die hinter dem Phänomen des chinesischen Shanzhai/Kopierens steht. Ich bin überzeugt, dass dies sowohl für ein chinesisches als auch für ein westliches Publikum eine gute Gelegenheit ist, sich mit dem Thema Shanzhai/Kopieren noch einmal auseinanderzusetzen.
Was bedeutet eigentlich „Shanzhai“, das chinesische Kopieren? Was bedeutet „kopieren“? Was heißt „entlehnen“? Und was ist Innovation? Wie kann man die Unterschiede zwischen diesen Begriffen definieren? Es ist nicht ganz einfach, diese Frage zu beantworten. Da sich die meisten Menschen nur auf ihre Intuition oder ihre Erfahrung verlassen, wenn sie diese Begriffe umschreiben wollen, ist es gut möglich, dass sie einige der in diesen Wörtern mitschwingenden positiveren Bedeutungsschattierungen gar nicht wahrnehmen.
Die drei Hauptpersonen des Films scheinen ganz unterschiedlichen Tätigkeiten nachzugehen, aber das, was sie alle verkörpern, ist die andere Seite des Shanzhai-Phänomens, die die meisten Menschen gar nicht kennen – sie sind chinesische Maker. Sie erlernen westliche Technologien, und auf Grundlage dieser westlichen Technologien sowie der tatsächlichen Gegebenheiten Chinas trennen sie Spreu vom Weizen und schaffen so aktiv Neues.
Vielleicht sind sie nicht wirklich „Helden der Zeit“, aber aus ihren Geschichten können wir ablesen, wie diese „kleinen Leute“ sich angesichts der rasanten Veränderungen in der chinesischen Gesellschaft auf einfache, aber sehr engagierte Weise ihre eigene Zukunft erschaffen.
Und was wir dabei nie vergessen dürfen: In China gibt es eine Heerschar solcher „kleinen Leute“, deren Zukunft, wie die der Hauptpersonen in diesem Dokumentarfilm, aufs Engste mit der Zukunft des Landes verknüpft ist.
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